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Da ließ es sich leichter verschmerzen, dass man bei der ersten CSU-Kandidatur für die Oberbürgermeisterwahl 1976 noch Lehrgeld gezahlt hatte. Trotz einer ambitionierten Wahlkampagne des Herausforderers Julius Fischer war gegen das amtierende und noch dazu populäre Stadtoberhaupt Oberbürgermeister Ernst Bergmann nichts zu gewinnen. Bei Berücksichtigung aller Wahlergebnisse konnten die CSU-Verantwortlichen aber am Ende der siebziger Jahre zufrieden festhalten: Man war mit der örtlichen Sozialdemokratie auf Augenhöhe.
Im nachfolgenden Jahrzehnt gelang es der CSU, ihre Parteiorganisation weiter zu konsolidieren, ja sogar um weitere der parteiinternen und öffentlichen Meinungsbildung dienende Mosaiksteine zu ergänzen. Zum einen gelang auf Initiative von Elke Protzmann 1984 die Gründung einer Frauenunion als Arbeitsgemeinschaft der CSU. Zum anderen entschloss sich die Parteiführung angesichts der als parteipolitisch tendenziös empfundenen Presselandschaft in Neustadt zur Publikation eines Mitteilungsblattes in eigener Herausgeberschaft:
Der „Neustadt-Kurier“ erschien erstmals im April 1987 und hatte zum Ziel, die Bürgerschaft der Stadt Neustadt gezielt mit politischen Positionen und Vorstellungen der CSU bekannt zu machen. Während das numerische Gleichgewicht mit der SPD im Stadtrat - bei leichten Verschiebungen von Wahl zu Wahl in die eine und andere Richtung – hergestellt war, blieben die Oberbürgermeisterwahlen für die CSU eine Achillesferse. Im Sog der aufgeheizten Debatte um eine von der CSU favorisierte Verlegung des Neustadter Freibades in die Nähe des Hallenbades an der Wildenheider Straße verloren die Christsozialen mit ihrem Kandidaten Bernhard Häfner die richtungweisende Oberbürgermeisterwahl 1985 gegen Hellmut Grempel (SPD). Nicht minder erfolglos endete der zweite Versuch von Bernhard Häfner und seiner CSU. Die Wahl 1990 ging überraschend deutlich gegen die von den Freien Wählern unterstützte Irene Schneider-Böttcher (parteilos) verloren.

Die CSU und die deutsche Wiedervereinigung (1989/1990)

Die Zeit der Grenzöffnung und deutschen Wiedervereinigung war das einschneidendste Ereignis in der jüngeren Geschichte der CSU. In den achtziger Jahren hatte man gemeinsam mit der Jungen Union an der Gebrannten Brücke, aber auch im Landkreis Kronach gegen das unmenschliche DDR-Regime demonstriert und man war darüber hinaus für eine verstärkte staatliche Förderung der Zonengrenzstadt Neustadt eingetreten. Nun fiel von einem auf den anderen Tag der Schlagbaum zwischen Neustadt und Sonneberg. Schnell bildeten sich politische Freundschaften, die beispielsweise in eine Partnerschaft des Ortsverbandes mit der CSU Neustadt am Rennsteig mündeten. In diesem Zusammenhang richtete die CSU nicht zuletzt zur Information der thüringischen Besucher Neustadts in der Ernststraße ein Bürgerbüro ein. Deutschland war wieder eins und die CSU Neustadt an der geografischen Nahtstelle des Zusammenwachsens der vormals getrennten deutschen Staaten hautnah dabei!

Frank Altrichter

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Der leichteren Lesbarkeit wegen wurde auf einen textkritischen Apparat verzichtet. Bei entsprechenden Rückfragen zur Provenienz einzelner Informationen ist der Verfasser gerne zur Auskunft bereit. Stellvertretend für die benutzte Literatur sei verwiesen auf Scheuerich, Helmut: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Band 2, S. 389-391. Für den redaktionellen Feinschliff des Artikels und manchen interessanten inhaltlichen Ratschlag danke ich meinen Stadtratskollegen, Bürgermeister Jürgen Petrautzki und Gerhard Korn.